Quickshot - Schnellschuss vom 07.07.2002 Quickshot-Index
Zu Ehren von Kenneth Koch

Kochs Gedichte geben einem das Gefühl, ein interessantes Leben zu führen: man geht auf Parties und trifft interessante Leute, verliebt sich, unternimmt Ausflüge aufs Land, geht in öffentliche Schwimmbäder, isst in den besten Restaurants und geht am Nachmittag ins Kino oder Theater. Im Vergleich dazu habe ich bei einem Großteil der modernen Lyrik das Gefühl, in einer kleinen Universitätsstadt im Mittleren Westen zu leben.
                               – John Ashbery

Mit dem 1925 geborenen und am 6. Juli 2002 in Manhattan an Leukämie verstorbenen Lyriker und Literaturprofessor Kenneth Koch verliert die amerikanische Literatur einen ihrer großen alten Männer.

Kochs literarische Karriere umspannte mehr als 50 Jahre. Sein etwa dreißigbändiges Werk umfasst Lyrik, Theaterstücke, einen Roman sowie didaktische Werke. Es zeichnet sich durch eine sprachliche Überschwänglichkeit und experimentelle Lebensfreude aus, die nur durch die außerordentliche Bandbreite der behandelten Themen übertroffen werden. Er schrieb Elegien, Parodien, komische Epen, dadaistische Stücke und fragmentierte, lose strukturierte Gedichte über so unterschiedliche Inhalte wie das Möbelgeschäft seines Vaters in Ohio, die Kunst der Liebe, japanische Baseballstars und die Freuden des Mittagessens.

Mit seinen Freunden Frank O'Hara, John Ashbery, James Schuyler und Barbara Guest bildete er den Kern der sich in den Fünfzigerjahren herausbildenden Gruppe der New York Poets, die sich weniger an literarischen Vorbildern als an der damaligen Kunstszene des abstrakten Expressionismus orientierten.

Mit Janice

Die Bäume trugen bereits Blätter, die Fruchtblüten
Weiß und nicht zerstört und rosa und nicht zerstört und wir
Fuhren in einem Boot über das Wasser, in dem ein Meer
Die Bedeutung unserer salzigen Worte verbarg. Eine Ente
Oder eine Gans und ein Boot und ein Fels und eine Felsenklippe. Die
Härten – und, mit einem kleinen Lächeln – des Lebens. Früher
Oder später dasitzend und die Worte vergessen und die Bienen
Beim Abendessen in einer fast gemachten Geste und einem Innehalten;
Du wusstest, dass es nur um ein oder zwei Dinge ging, und dass der Rest
Lediglich aus Komplikationen bestand.

Auszug aus dem Gedicht With Janice aus: Kenneth Koch, Days & Nights, New York: Random House 1982. Übersetzt von Johannes Beilharz.

Gedichte von Kenneth Koch in deutscher Übersetzung

In Jacket Magazine Nr. 15: A Tribute to Kenneth Koch

Seitendesign in Anlehnung an den von Alex Katz entworfenen Umschlag von Kenneth Kochs The Pleasures of Peace and Other Poems, New York: Grove Press 1969.
»Gelb und blau anstatt von schwarz und weiß – ich glaube, das wäre Kenneth Koch lieber gewesen.« J.B.