Quickshot - Schnellschuss vom 16.03.2004 | Quickshot-Index

Jazz mit dem Indira Trio am 13.6.2004

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Kultur in der Fischermühle

präsentiert ein Konzert mit dem

Trio (Stuttgart)

Fauzia Maria Beg / Gesang und Tanz
Frank Kroll / Bassklarinette und Sopransaxophon
Uwe Kühner / Trommeln, Schlagzeug, Gongs

Begleitet von Gedichten aus Mexiko, Indien, Spanien, Katalonien und USA in Übertragung von Johannes Beilharz

Wann und wo

Helixor-Saal in der Fischermühle
72348 Rosenfeld, Zollern-Alb-Kreis 

Sonntag, 13. Juni, 20 Uhr

Mit Bewirtung aus dem Hofladen der Fischermühle

Eintritt: € 5,- bzw. € 3,- für Schüler und Studenten

Anfahrtskizze

Die Musik

Feinste Musik mit indischen Einflüssen - das neue Trio des Schlagzeugers und Komponisten Uwe Kühner. Wer das Besondere sucht, konzentriert und mit viel Atmosphäre, ist hier am rechten Platz. 

Mit weicher, klarer Stimme, ganz in indischer Tradition und Technik entlockt die aus Bombay stammende Sängerin (und Tänzerin) Fauzia Maria Beg ihren Tönen Geist und Seele - äusserst rhythmusversiert und mit sprühendem Temperament. Kongenial auch im Dialog mit Frank Kroll - Jazzpreisträger des Landes Baden-Württemberg 2003. 

Kroll ist ein Meister der leisen Töne - mit Multiphoniktechnik schafft er auf dem Sopransaxophon zarteste Klangbilder; mit Permanentatmung auf der Bassklarinette verwunschene Stimmungen und Landschaften. Großes Einfühlungvermögen und außerordentliche Ausdrucksstärke zeichnen den Preisträger aus.

Meisterhaft und faszinierend, wie Uwe Kühner seine Instrumente zum Leben erweckt und das Schlagzeug nicht schlägt, sondern streichelt. Vorwiegend eigene Kompositionen mit Gongs, Glocken, Becken, verschiedenen Holz- und Felltrommeln, Waterphone, Udu und zahlreichen Percussionsinstrumenten schaffen lyrische Stimmungen mit packend impulsiven Momenten.

Persönliches

Ich gründete das Indira Trio im Frühjahr 2003 als - im besten Sinne - Weiterentwicklung meines damaligen Soloprogramms. Seit langem schon wollte ich mit einer Sängerin arbeiten und dachte sofort an Fauzia Maria Beg, mit der ich 2001 einen wunderschönen Auftritt mit ihr als Gast bei meinem Percussion Quartett "Pictures of Rhythm" hatte.
Frank Kroll habe ich schon während meines Studiums an der Musikhochschule in Stuttgart kennengelernt. Unsere Wege kreuzten sich immer wieder, doch nie hatten wir - bis jetzt - eine feste Gruppe miteinander.

Eine Einladung der Hermann-Haake-Stiftung für ein Konzert im Schloss Monrepos im September 2003 war der Auslöser, dieses Trio zu formieren - früher als eigentlich geplant. Den schon seit längerer Zeit bestehenden Studio-Aufnahmetermin für mein Soloprogramm im Juni 2003 haben wir kurzerhand erweitert und erste Aufnahmen gemacht. So ist mit der CD Indira eine Solo- und Trio-CD entstanden, mit jeweils 5 Solo- und Triostücken.

Der erste Auftritt des Trios dann im Schloss Monrepos war überzeugend und sehr ermutigend. Der zweite Auftritt im Januar 2004, dieses Mal mit einem kompletten Konzertprogramm, war nochmals deutlich ausgereifter. Wunderbar für mich, mit diesen beiden Musikern zu spielen und zu arbeiten.

Uwe Kühner

   

Die Musiker

Fauzia Maria Beg
Ihr geheimnisvolles indisches Flair bezaubert sofort. Geboren und aufgewachsen in Bombay. Klassische indische Tanzausbildung, Sängerin seit 1982. Sie kommt 1989 nach Deutschland und lässt sich nach großem künstlerischem Erfolg hier nieder. Ihr Rhythmusgefühl und ihr sprühendes Temperament sind bestechend. "Diese außergewöhnlich temperamentvolle Sängerin kann ihre Stimme zu einem Instrument machen, trommelt, tanzt - diese Frau ist einfach ein Ereignis..." (Böblinger Zeitung)

Frank Kroll
Ausbildung und Studium in Deutschland und den USA. Er konzentriert sich auf Bassklarinette und Sopransaxophon und gewinnt zahlreiche Preise, u.a. den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg 2003. Sein Spiel ist gekennzeichnet durch großes Einfühlungsvermögen und außerordentliche Ausdrucksstärke. "Frank Kroll wurde zum eigenständigen Charakter unter den Saxophonindividualisten..." (Stuttgarter Zeitung)

Uwe Kühner
Gründer des Trios. Vier erste Preise beim Wettbewerb "Jugend jazzt Baden-Württemberg". Erweitert sein Instrumentarium mit Gongs und Röhrenglocken, um Melodie und Rhythmus zu verbinden. Die Musik des Trios ist aus der Weiterentwicklung seines Soloprogramms entstanden. "Meisterhaft und faszinierend, wie er seine Instrumente zum Leben erweckte und das Schlagzeug nicht schlug, sondern streichelte..." (Badische Zeitung)

Musikgeschichtliches

Die besonderen Instrumente verbinden Klänge und Rhythmen musikalischer Kulturen aus drei Jahrtausenden: So findet sich die afrikanische Schlitztrommel als Kultinstrument in fast allen Kulturen Ostindiens, Amazoniens und Südamerikas wieder. Die jahrtausendealte Tradition der Gongmusik ist auch die Grundlage der gestimmten Buckelgongs, auf denen vorwiegend in Indonesien (Gamelan) und Hinterindien musiziert wird. Das Waterphone hingegen ist ein zeitgenössisches Unikat und erinnert, mit dem Geigenbogen gestrichen, stark an Walgesänge.

Die Klarinette hat als Weiterentwicklung der Chalumeau, einer kleinen Flöte mit sieben Löchern, seit 250 Jahren einen eigenständigen Platz im Orchester, vorzugsweise in der Romantik. Seltener zu hören ist die größere Bassklarinette mit ihrem Ton voll dunkler Weichheit bis hin zu strahlender Helligkeit in der Höhe. Im Jazz wurde die Klarinette allmählich vom Saxophon verdrängt. John Coltrane war es, der das Sopransaxophon in den 60er Jahren mit einer spezifisch orientalischen Färbung popularisierte.

Die Stimme als unser persönlichstes Instrument ist wohl so alt wie der Mensch in seiner musikalischen Entwicklung selbst. Bereits aus der Antike wird über verschiedene, zum Teil hochvirtuose Arten des Gesangsvortrags berichtet.

Presse

Leonberger Kreiszeitung, Lokale Kultur, 08.Mai 2004

Klangkaskaden perlen über ein meditatives Saxofon

KORNTAL-MÜNCHINGEN - Auf eine spannende Reise in exotische Klangwelten nahm das Trio Indira die Zuhörer am Donnerstagabend im Weinkeller des Landschlosshotels in Korntal mit.

Von Rainer Enke

Trio Indira, das sind der Gründer und begnadete Percussionist Uwe Kühner, die in Bombay geborene temperamentvolle Sängerin Fauzia Maria Beg sowie der Ausnahmesaxofonist Frank Kroll. Diese außergewöhnliche Besetzung mit noch außergewöhnlicheren Instrumenten steht für meditatives musikalisches Erzählen von Geschichten, in Klängen, mit Stimme und Tönen, in verschiedensten Kombinationen eng ineinander verwoben und lang anhaltend fließend.

Schon im ersten Stück belegte das Trio dies eindrucksvoll. Dunkel schwebend entlockte Kroll seiner Bassklarinette einen sich wiederholenden viertönigen Moll-Akkord, mit dem Fauzia Maria Beg mit dunkel timbrierter Stimme in einen Dialog trat, begleitet vom dumpf fließenden Rhythmus der Percussion. Zu deren gelegentlichen Eruptionen lebte Begs Stimme auf, wurde energisch und voluminös, ohne spitz zu sein. Mit seinen balinesischen Kuppelgongs spann Kühner synchron mit Kroll die Melodie fort, in die Beg gefühlvoll mit einstieg.

Dass Fauzia Maria Beg auch in klassischem indischen Tanz ausgebildet ist, stellte sie in "Sun Dance'', einem erwartungsvollen Liebeslied, eindrücklich unter Beweis. Mit Bändern von Glöckchen um die Knöchel, betonte sie tänzerisch den orientalisch anmutenden Rhythmus zu druckvollen afrikanischen Djembé-Trommeln, beschwörend und ungeduldig, voll mitreißender Dynamik. Wohl sein Meisterstück lieferte Uwe Kühner in "Deep Ocean'' mit seiner atemberaubenden Percussion ab. Wie er Metallstäbe, Holz, Trommeln und Becken streichelte, klopfte, rieb und schwang, schließlich sogar mit einem Kontrabass-Bogen strich, da meinte man tatsächlich die Gesänge der Buckelwale zu hören. Klangkaskaden mischten sich mit schrillen Sopransaxofon-Einwürfen, meditatives Bass-Saxofon beinahe unheimlich mit hallend ineinander verklingender Percussion.

In der Komposition "Glockenklang'' setzte Kühner weiteres Equipment ein. Der afrikanischen Schlitztrommel entlockte er bruchstückhafte rhythmusbetonte Melodienbögen, im Zusammenspiel mit den voll klingenden hölzernen Röhrenglocken und dem eruptiven Sprechgesang von Beg ergab sich eine äußerst dynamische Performance.

Ganz auf der "Raga'', der indischen Tonleiter, basierte das Stück "Rag-Mag-Peacock'' von Frank Kroll, das mit seiner furiosen, um einen Grundton kreisenden Saxofon-Einleitung begann und sich dann durch die indische Tonleiter arbeitete. Hier legte Fauzia Maria Beg ihr tänzerisches Highlight hin, als sie den Pfau mal eitel-stolzierend, mal hüpfend, dann wieder grazil und elegant zum Leben erweckte. Dafür gab es eine Menge verdienten Applaus. Mit einem Tempo geladenen Bebop-Titel, pointiert gesungen von Fauzia Maria Beg, mit flirrenden Saxofonsoli und einem "klassischen'' Drum-Solo von Uwe Kühner, ging ein Abend zu Ende, der neue und überraschende Dimensionen des Jazz auftat.

Kontakt

Uwe Kühner
Rotenbergstr. 37
D-70190 Stuttgart
Fon/Fax (0711) 26 26 126

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