Quickshot - Schnellschuss vom
13.10.2003 Quickshot-Index
Polina Daschkowa: Club Kalaschnikow |
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Pflichtübung zum diesjährigen Buchmessenschwerpunkt Russland. Qual der
Wahl. Was Sensationelles, z.B. »Komm« vom hochschießenden Teeny-Star
der russischen Szene, Irina Denezkina? Klang mir zu sehr nach einer
Neuauflage von Brett Easton Ellis, Mary Gaitskill und Ähnlichen in petersburgischem Gewande.
Was Ernstes wie »Ein Kranz für das Grab des Windes« von Alan Tschertschessow?
Klingt interessant, schon wegen der geografischen Nähe zu Aitmatov und der in einer Rezension zitierten
Eindringlichkeit wie einst Knut Hamsun, aber mit 600 Seiten doch ein bisschen
schwer. Später. Was Unterhaltsames und dabei doch möglichst Gehaltvolles wäre gerade richtig. Könnte die Freundin Recht haben mit ihrem Urteil »Atemberaubend gut!« über Polina Daschkowa und ihren Krimi »Club Kalaschnikow«? Nach dem Überfliegen einiger Seiten im Buchladen bekam ich den Eindruck, dass es sich lohnen würde, es herauszufinden. Während man sich über sich den Sinn oder Unsinn von atemberaubend sowieso keine Gedanken machen muss, fand ich, dass statt GUT sogar SEHR GUT angebracht gewesen wäre: Das Buch hat Spannung (Voraussetzung für einen guten Kriminalroman!) und die Breite weit ernsterer Werke; Milieuschilderung, Beschreibungen und dramatischer Aufbau strotzen vor Geschick und Prägnanz, die Charaktere – selbst die Nebenpersonen – sind scharf und gekonnt gezeichnet, die Übersetzung liest sich gut. Außerdem bekommt man hautnahe Einblicke in die jüngere Geschichte und Gegenwart eines gar nicht so weit entfernten und trotzdem eher unbekanten Landes. J.B. |
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Die Autorin Polina Daschkowa, 1960 in Moskau geboren, besuchte das Gorki-Literaturinstitut in Moskau, arbeitete als Journalistin und Übersetzerin. Sie lebt mit Mann und Töchtern in Moskau. Mit mehr als 40 Millionen verkauften Exemplaren ist Polina Daschkowa eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Russlands. |
Zur Handlung Die Primaballerina Katja Orlowa hat in Gleb Kalaschnikow, Besitzer des gleichnamigen Stripclubs und Kasinos, nicht eben einen mustergültigen Ehemann. Eines Abends wird er in ihrem Beisein erschossen. Da er in zwielichtige Geschäfte verwickelt war und in Mafiakreisen verkehrt hat, geht die Polizei zunächst von einem Auftragsmord aus. Dann richtet sich der Verdacht jedoch auf Olga, Glebs ätherisch schöne Geliebte, bei der die Tatwaffe gefunden wird. Doch Katja, die Frau des Ermordeten, hat ihre Zweifel – vor allem dann, als ein zweiter Mord geschieht... |
Polina Daschkowa, Club Kalaschnikow Roman, aus dem Russischen von Margret Fieseler Erschienen in Russland 1998, in deutscher Übersetzung erstmals 2002 Taschenbuchausgabe 2003, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin, € 8,95 Erhältlich im Buchhandel und Online-Buchhandel, z.B. Amazon. |
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