Außer Entfremdung ist uns nichts bekannt
Ich gebe Zerstreutheit vor, während ich in einer anderen Zeit rühre,
die das Herz des Tagesanbruchs entzündet. Ich schließe die
Augen und stelle mir die Zeichen einer
universellen Sprache vor. Ich suche Gründe, während ich auf
Trübsal klopfe, die längst in den Rissen
eines perplexen Raumes versickert ist. Wenn die Morgendämmerung
Wege auftut, erschrickt die versonnene Klarheit.
Mit welchem Gift ertränken wir Bedrängung und Hoffnung,
wenn das weit entfernte Licht das Nichts ist? Niemand ist Herr der
Farbe des Sonnenuntergangs. Das Bewusstsein brauchte Jahrtausende, um
hier anzukommen, und trieb einen benommenen Menschen
hinein in eine Welt aus Stein. Es gibt verdurstende Alleen,
Vögel mit Panikröcheln, kleine Fische, die gegen den Winter kämpfen.
Aber es gibt auch Frauenhände, auf meinen Rücken
gelegt, die die Wildheit des Lebens mildern. Ich
fühle die Liebkosungen und die Kränkungen. Jetzt setzen mir die Jahre
auf ewig zu und sind kaum die Stille im
Grunde einer Geste.
Die Zeit gräbt in den Begierden eine unnötige Wunde
Ich biete Wasser an wie ein Herz, das die
Schleusen seines Blutes öffnet. Das Brot aus meiner Hand
erheischt Vergebung. Eine heilende Stille streift die Schatten
und auf dem Feuer löst ein Topf mit Minze das
Prasseln nach dem Duft auf. Ich biete dir diese Stimme an.
Meine Worte sind schwingende Echos in diesem
Universum. Doch das Innerste, absolutes Ödland – verschlossen,
dunkel, zeitlos – ist unsichtbare Asche, die aufweicht,
widerspenstig macht, blendet, ist ein Kondensstreifen, der das erste
Weinen vom letzten Lachen trennt, das unsere
Beherztheit färbte. Dieser Zeitverlauf ist ein Loch, ein dunkler
Tannenwald, ein Schafott, auf dem nicht gebetet wird. Wie
ein verwundeter Puma möchte ich einen Baum
erklettern. Jeden Tag malt die Sonne die Stadt und jedem
Tagesanbruch entspringt der Zement, der das Plasma
erhärtet.
Der Körper ist diese Unmittelbarkeit
Ich suche Antworten in einem alten Gesicht. Ich schließe die Augen
und stelle mir Gesten in der Luft vor, möchte in einer Stimme das
Geheimnis der Universalnacht einschließen. Ich habe das Leben
im Wort versucht, das Wasser in der Geste und die Erde in der Liebe,
und bestehe darauf zu glauben, dass es nicht umsonst war, dass die
Schritte den Donner nährten und dass jeder Augenblick ein
Schrei auf der Suche nach Ewigkeit war. Jetzt merke ich, dass
die Stille sich mit der Zukunft vereint, die niemand erwartet.
Ich möchte Magneten und Spiegel wegwerfen, Quecksilber und Silizium
und alles andere, was der Verstand nicht erfasst; ich will das
Unverständnis der Materie begründen und ihr blindes Auge, das
Warten und die Niederlagen, die sie ungerecht machen, Nächte und
Lärm, wenn sie die Hoffnung betäuben. Will die
unentschiedene Komödie verstehen, die von Hand zu Hand Elend
ausgießt und Schmerzen voraussagt. Will vergessen vorzugeben,
dass wir zusammen sind, um aufzugeben oder zu siegen.
Die Dunkelheit ist das Licht in den Türen eines Hauses oder
Knochenstaub in einer Sanduhr.
Übertragung ins Deutsche mit freundlicher Genehmigung von Ricardo
Rubio. Copyright © 2016 Ricardo Rubio und Johannes Beilharz.
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