James Cervantes

Drei Gedichte

Schlaf jetzt ein 

   – nach Greg Simon & Fernando Pessoa

Sogar die Violinen klingen hart
gegen eingesperrtes Flattern

und daunige Stücke sind wie Staub
in diesem sich erweiternden Käfig.

Und der Geist – grausamer Mime –
versucht verzweifelt,

Erinnerungen zu erfassen, von denen jede
von der nächsten weiter entfernt ist

in einem Licht, das mehr ein Nebel ist,
und einem Schlaf, der keine Ufer kennt.

(Go to Sleep Now)

Gedicht, das auf eine Zeile von James Richardson endet

Erlebe ein hoffnungsvolles Gesicht, wenn der Krebs
lokalisiert wurde. Umringt, erscheint der Krebs

in einem Fenster jedes zweiten Hauses.
Der einzige Sieg besteht darin, ihm den Körper zu nehmen.

Denk an Eschen in einem Vorgarten,
wie sie knospen, bevor ihre letzten Blätter fallen.

Genauso fehlt kein Körper, kein Gedanke
in einer Gedankenkette.

Ein Beginn beendet, was ein Ende beginnt.*
   

* Geborgte Zeile aus Twenty-Five Aphorisms von James Richardson

(Poem Ending With a Line by James Richardson)

Kapitulation

Nur Schattenziehen, während Schmerz uns
Oktober in den November hineinzieht. Wie geraten,
stellen wir uns vor, behände zu sein, beugen uns locker,
um Geschenkpapier aufzuheben, glitzern

im Sonnenlicht und summen vor uns hin. Wir geben
unseren Katzen Körperwärme, beschlagen die Fenster.
Wir spielen im Rauch eines Feuers,
das Gebäude ohne Sinn und Zweck verzehrt.

Wir werden wahrscheinlich den größeren Mann
wählen und nicht den kleineren oder die Frau
mit schneeweißem Haar. Jemand
hat gesagt, wir sollten hineingehen.

(Surrender)

Übertragung ins Deutsche mit freundlicher Genehmigung von James Cervantes. Copyright © 2016 James Cervantes und Johannes Beilharz.

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