Drei Gedichte von Helmut Hauser

mit Bildern von Monika Geiselhart

 

Dir wieder entgegen

Hingegeben schau ich
durchs große Fenster:
aufgeschlagenes Land,
ein Weg der Vielen
in den Schritten unserer Zeit.

Über flache Wiesengründe
wandert der Wind mit mir
hin zu wundgestoßenen Wäldern,
zeigt mir den kalten Tag.

Mein Atemhauch gewährt
eine kurze Fensterbleibe
mit deinem Namen
in der reinen Frage des Wohin.

Des Atemhauches Zierde
wird zur stillen Gebärde deines Namens,
vergeht, nimmt Abschied vom Fenster
und kommt im Windsingen
dir wieder entgegen.

 

 

Aufgeschnürt

In meinen Kindertagen
erkannten wir auffindbar
die frühreifen Früchte
der gepflanzten Apfelbäume
in heimatlichen Gärten.

In den Augusttagen
verfehlten unsere Kieselsteine
oft ihr Ziel,
doch unsere Holzprügel
trafen Äste besser.

In der Reife zersprungener,
aufgesprungener Lebensjahre
erkannte ich ungesagt
die gütigen Apfelbäume:
als Beworfene - Schenkende.

In eigenem Beworfenwerden
schmerzen die Prügel,
Schenkender dabei bleiben
fordert den Reifejahren
ihre verborgenen Kräfte.

 

 

Gehölz im Sturm

Entwipfelt schrien Fichten nach dem Sturme
den grauen Regenwolken trauernd nach,
das Moos der Trübnis wuchert an den Wurzeln,
denn heller Wipfel reges Leben brach.

Und abgekämmte Fichtenstämme irrten
sich windend in ihr Hingeworfensein,
und ausgeriss'ne Brombeerhecken teilten
der Hölzer Los, verderbliches Gedeihn.

Das Waldgras perlte kalt vor bittrer Nässe
und aus dem Dunkel junges Nestgeschrei
als flossen Tränen aus den Vogelkehlen
hinein in aller Winde Wüstenei.

 

 

Die hier wiedergegebenen Gedichte und Bilder stammen aus Helmut Hauser / Monika Geiselhart WEGE - IRRWEGE - KREUZWEGE, 1996 erschienen im Diakonie-Verlag, Reutlingen. Copyright © Helmut Hauser / Monika Geiselhart 1996.

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